Der neue Fritz, 2022

Video Installation,

Museum Brot und Kunst, Ulm

 

[English version below]

Friedrich II. etablierte die Kartoffel im 18. Jahrhundert in Deutschland als Nahrungsmittel, so lautet die Sage. In einer engagierten Kampagne soll er ab 1740 Soldaten Kartoffeln über die Dörfer in ganz Preußen verteilt haben lassen und so den Anbau der Kartoffel in den preußischen Provinzen schließlich erfolgreich durchgesetzt haben. Noch heute werden zum Gedenken an die Einführung der Kartoffel in Deutschland Kartoffelknollen auf das Grab Friedrichs II. in Sanssouci gelegt. Friedrich II. war der größte und erfolgreichste deutsche Werbebotschafter der Kartoffel. Er förderte die Einführung der Kartoffel beinahe obsessiv und machte sie für lange Zeit zur liebsten Knolle der Deutschen.

Die Arbeit „Der Neue Fritz“ führt Friedrichs Mission weiter und übersetzt die Person des Fritz und sein Engagement für die Kartoffel ins heute, um neue Potentiale der Kartoffel aufzuzeigen. Ob Friedrich II. tatsächlich für den Erfolg der Kartoffel verantwortlich war, ist umstritten. Um den Kurfürsten selbst ranken sich zahlreiche Mythen. Der Künstler schlüpft in die Rolle Friedrichs II. Beim Kostüm und der Inszenierung verschwimmen die Ästhetik des 18. Jahrhunderts und zeitgenössische Moden. Die Arbeit ist dreigeteilt, wobei die drei Elemente der Arbeit eng miteinander verzahnt sind. Zentraler Teil stellt eine großformatige Fotografie dar, die den Künstler in Anlehnung an das Reiterstandbild Friedrichs des Großen für das Forum Fridericianum als Friedrich II. mit seinem Pferd zeigt. Der zweite Teil ist ein DIY-Video, das den Künstler als Friedrich bei der Herstellung einer auf Kartoffelstärke basierenden Schmuckkette zeigt, welche er wiederum selbst in der Reiterdarstellung trägt. Der dritte Teil der Arbeit besteht schließlich aus der Schmuckkette selbst. Neben der herausgearbeiteten Selbstbestimmtheit und Unkonventionalität werden in der Arbeit auch explizit die Themen Geschlechteridentität, Macht und erwartete Männlichkeit herausgearbeitet.

 

 

Legend has it that Frederick II established the potato in Germany in the 18th century. In a dedicated campaign, he is said to have had soldiers distribute potatoes throughout the villages of Prussia in 1740, eventually successfully enforcing the cultivation of the potato in the Prussian provinces. Even today, potatoes are placed on Frederick II’s grave in Sanssouci to commemorate the introduction of the potato in Germany. Frederick II was the potato’s greatest and most successful German promotional ambassador. He promoted the introduction of the potato almost obsessively and made it the Germans‘ favorite food for a long time.

The work „Der Neue Fritz“ continues Frederick’s mission and translates the person of Fritz and his commitment to the potato into the present day to highlight new potentials of the potato. The artist takes the role of Frederick II. In the costume and staging, the aesthetics of the 18th century and contemporary fashions blur. The work is divided into three related parts: The central part is a large-format photograph showing the artist as Frederick II with his horse, in reference to the equestrian statue of Frederick the Great for the Forum Fridericianum. The second part is a DIY video showing the artist as Frederick making a potato starch-based jewelry necklace, which he in turn wears in the equestrian depiction. Finally, the third part of the work consists of the jewelry necklace itself. In addition to the elaborated self-determination and unconventionality, the work also explicitly elaborates the themes of gender identity, power, and expectations masculinity, alluding to recent historical debates surrounding Frederick’s identity.

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